Halbzeitgespräch im Dortmunder Schauspielhaus am 27.2.2015

Der Verein der Dortmunder für ihr Schauspiel - Freunde des Dortmunder Schauspiels e. V. hatte zum 1. Halbzeitgespräch ins Studio geladen und konnte sich über eine „ausverkaufte“ Veranstaltung freuen. Intendant Kay Voges ließ es sich nicht nehmen, die Anwesenden zu begrüßen und eine spannende Diskussion zu wünschen, obwohl er als Live-Regisseur bei der Premiere von „the return of Das Goldene Zeitalter“ im Schauspielhaus gefordert war.Heinz Dingerdissen, Vorsitzender der „Dortmunder für ihr Schauspiel“ hieß die Anwesenden willkommen und freute sich über die Teilnahme von Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Neben zahlreichen Vereinsmitgliedern waren auch viele Theaterinteressierte aus Dortmund und den Nachbarstädten gekommen.

Auf dem Podium hatten Platz genommen:

Stefan Keim, Moderator, Kabarettist, Journalist, Autor

Jörg Stüdemann, Stadtdirektor/Kämmerer/Kulturdezernent

Thomas Westphal, Geschäftsführer der „Wirtschaftsförderung Dortmund“

Michael Eickhoff, Chefdramaturg am Schauspiel Dortmund

Thorsten Bihegue, Dramaturg am Schauspiel Dortmund

Sebastian Franssen, Schatzmeister der „Dortmunder für ihr Schauspiel“ – Architekt

 

Die beiden Dramaturgen gaben unter der Überschrift „Öffnung für neue Zuschauer, neue Ästhetiken und Erzählweisen sowie neue Theatermacher / Neue Techniken für das Theater“ einen Einblick in die aktuelle Theaterarbeit. Um auch den Neugierigen, die nicht alle Aufführungen gesehen haben, einen Eindruck zu vermitteln wurden die Thesen durch Filmausschnitte ausgewählter Inszenierungen („Hamlet“, „Komm in meinen Wigwam“ und „Minority Report“) unterstützt.

Auch wenn in der Diskussion klar wurde, dass neben den modernen Interpretationen selbstverständlich auch „klassische“, psychologisch-narrative Inszenierungen auf der Dortmunder Bühne gespielt werden, waren es die herausfordernden Stücke, die die Möglichkeiten von Film und Digitalkunst ausloten, die zu einer lebhaften Diskussion im Studio führten. Man lobte den offenkundigen Zuspruch unterschiedlichster Besuchergruppen, den Umbruch in der Besucherstruktur und die überregionale Wahrnehmung des Dortmunder Schauspiels – gleichzeitig wurde der häufig als „massiv“ wahrgenommene Einsatz von Videotechnik kritisiert.Die Diskussion machte auch deutlich, dass im Grunde nicht der Einsatz aktueller Techniken und Medien über eine gute oder weniger gute Inszenierung entscheidet. Es gibt Stücke die - trotz oder vielleicht auch wegen enormen technischen Aufwands - emotional berühren, aufwühlen (z.B. „Das Fest“) und das Publikum begeistern.Michael Eickhoff berichtete, wie nicht nur innerhalb der Schauspielleitung, sondern auch mit den Schauspielern neue Wege diskutiert, entwickelt oder verworfen werden, immer mit dem Hintergedanken, dass alles „Neue“ den Inszenierungen helfen müsse und nicht umgekehrt. Jörg Stüdemann betonte, dass in Dortmund derzeit ein unglaublich lebendiges Schauspiel am wirken sei, das den Kontakt zur Stadt sucht und sich nachhaltig im Stadtraum verortet.

Stefan Keim, der virtuos durch den Abend führte, fasste die Diskussion treffend zusammen, indem er die Vielfalt der Meinungen hervorhob und gleichzeitig die Diskussionskultur und den Mut zu Experimenten in „Deutschlands führendem Theaterlabor“ lobte.